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Wie viele Menschen leben von der Ausfuhr von Kriegsmaterial?

Das Argument der Gegnerschaft der Initiative für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten scheint ein einziges zu sein, nämlich dass ein Waffenausfuhrverbot Arbeitsplätze kosten würde. Nun stellt sich natürlich grundsätzlich die Frage, ob jeder Arbeitsplatz erhaltenswert ist, auch wenn er Menschenleben zerstört, statt menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Sollten wir etwa Auftragsmorde legalisieren, damit ein paar Menschen einen Job finden? Oder sollte der wirtschaftspolitische Anspruch nicht vielmehr darin bestehen, allen Menschen eine sinnvolle Arbeit zu ermöglichen?

Das Argument der BefürworterInnen von Waffenausfuhren steht jedoch nicht nur moralisch auf wackligen Beinen, es wird auch immer wieder mit falschen Statistiken untermauert. So wird in der Handelszeitung vom 30. Juli behauptet, ein Waffenausfuhrverbot würde in der Schweiz 15'000 Arbeitsplätze vernichten. Das sind mehr als 3 Prozent der Arbeitsplätze in der MEM-Industrie. Doch Kriegsmaterial-Exporte machen weniger als 0.5 Prozent des Umsatzes der Branche aus...

Nach Zahlen der Swissmem wurden in der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie im Jahr 2007 rund 286'000 Franken pro ArbeitnehmerIn umgesetzt. Laut offizieller Ausfuhrstatistik wurde Kriegsmaterial im Wert von 464'482'098 Franken exportiert. Ein einfacher Dreisatz führt zu einer Schätzung von rund 1'600 Stellen, die direkt von der Ausfuhr von Kriegsmaterial abhängen. Dazu kommt die Ausfuhr von besonderen militärischen Gütern, über die keine offizielle Statistik geführt wird, die aber etwa in demselben Umfang Stellen schaffen dürfte.

Die Swissmem selbst rechnet laut der Handelszeitung vom 30.7.2008 mit einem Umsatz von 1.5 Milliarden, der durch die Initiative wegfallen würde. Doch selbst wenn diese Zahl stimmen würde, klafft noch eine riesige Lücke zu den behaupteten 15'000 Arbeitsplätzen: 1.5 Milliarden entsprechen in der Branche nur gut 5'000 Stellen. Eine Erklärung dieser Diskrepanz bleibt die Swissmem schuldig, ja sie wird von der Handelszeitung noch nicht einmal verlangt. Was ist schon ein läppischer Faktor 3, wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen gegen die böse GSoA zu verteidigen?

Kommentare

Kurze Frage

Ist bei eurer Berchnung auch dabei, dass es nicht nur Firmen sind, welche direkt in dieser Branche arbeiten?
Ich arbeite bei einer Firma, die klein Komponenten für OC liefert...
Und ehrlich - sollte dies angenommen werden, hab ich angst um meine Stelle...

Kurze Antwort

Ja, in der Berechnung sind alle Arbeitsplätze einbegriffen, auch die indirekt betroffenen. Die Exportstatistik sagt ja den gesamten Umsatz mit Kriegsmaterial. Die Zulieferer werden aus diesem Umsatz bezahlt - wäre das nicht der Fall, wäre die Rüstungsbranche gar nicht profitabel. Ein wichtiger Teil der Initiative ist die Konversion, also die Umstellung von Betrieben wie ihrem Arbeitgeber auf zivile Produktion. Betrachtet man den Personalabbau, der in den letzten Jahren in der Rüstungsindustrie stattgefunden hat, so ist diese Konversion eine Chance, Arbeitsplätze zu retten, die sonst verloren gehen könnten.